Letzten Monat wurde Cyrus 3.0.0 veröffentlicht und ist auch gleich die aktuelle stable-Version des beliebten E-Mail-Servers, dessen Entwicklung in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh ihren Anfang nahm.

Cyrus 2.5 erhält vorerst weiterhin Bug und Security Fixes, nicht jedoch Version 2.4, die damit abgekündigt ist.

Auffälligste Neuheit ist das Archivierungssystem. In 3.0 kann man Archiv-Partitionen auf z. B. günstigerer Hardware anlegen, auf die Cyrus ältere Mails automatisch auslagert. Dies geschieht für die Benutzer vollkommen transparent.

Die IMAP Extension Special-Use (RFC 6154) wird von Cyrus 3.0 vollständig unterstützt. Bei Special-Use setzt der IMAP-Server spezielle Flags auf Ordner, die deren besondere Funktion als z. B. Sent- oder Drafs-Ordner kennzeichnen. Die Special-Use Flags können über die autocreate-Funktion von Cyrus automatisch erzeugt werden. Jeder den Standard ebenfalls beherrschende Client (z. B. Thunderbird, Outlook 2016 oder die Webmailer Open-Xchange und Roundcube) verwendet die serverseitigen Flags, um seine Ordner wie "Posteingang", "Entwürfe" oder "Gesendet" mit denen des Servers zu mappen, anstatt, wie in der Vergangenheit häufig der Fall, eigenmächtig neue anzulegen, weil er die vom Server oder anderen Clients bereits vergebenen Namen für Spezial-Ordner nicht verstand. Wer mit unterschiedlichen Clients per IMAP auf seine Mailbox zugriff, hatte früher nur die —nicht einmal immer vorhandene — Möglichkeit des händischen Ordner-Mappings, um nicht in unheilvollem Ordnerchaos zu versinken.

OpenSSL 1.1 wird unterstützt. Das POP3-UIDL-Format lässt sich einstellen, um kompatibel zu Courier oder Dovecot zu sein. Das Datenbank-Format Berkeley-DB ist endgültig weggefallen. Das empfohlene Backend bleibt das in 2.5 eingeführte twoskip. Die vollständige Liste der Änderungen ist in den Release Notes zu finden.

Ein Upgrade auf Cyrus 3.0.0 ist bei umsichtiger Planung relativ einfach und mit geringer Downtime möglich. Wie schon bei Aktualisierungen auf 2.4 oder 2.5 kann Cyrus 3.0.0 nach dem Software Update und notwendigen Konfigurationsanpassungen sofort wieder gestartet werden. (Datenbanken im nicht mehr unterstützten Berkeley-DB-Format müssen vorher freilich von den alten cvt_cyrusdb Binaries nach skiplist oder twoskip konvertiert werden.) Das Upgrade der user-eigenen cyrus.index-Dateien kann problemlos mittels reconstruct durchgeführt werden, wenn der Server seinen normalen Betrieb bereits wieder aufgenommen hat. Ebenso empfiehlt sich ein quota-Durchlauf.

Bei Cyrus-Murder-Installationen sollten zuerst alle Backend Server (einzeln, sie dürfen unterschiedliche Versionen aufweisen) aktualisiert werden, anschließend der Master und zuletzt die Frontends. In heterogenen Umgebungen mit z. B. Perdition Proxy in der Frontend-Rolle können die Cyrus Backends jederzeit nach und nach aktualisiert werden.

Referenzen:

1. http://cyrusimap.org/imap/download/release-notes/3.0/x/3.0.0.html

2. https://tools.ietf.org/html/rfc6154

3. http://cyrusimap.org/imap/download/upgrade.html

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